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Spreegeflüster // Fotokolumne taz
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Die kalte Winterluft zieht durch die Rummelsburger Bucht, während Jonathan und Lukas in der heißen Sauna entspannen. „Das große Hausboot war fertig, da haben wir einfach mit dem nächsten Bastelprojekt angefangen“, erzählt Claudius, der das Sauna-Floß initiiert hat. „Mal sehen was als nächstes kommt.“ Wie man eine Sauna baut, haben sie sich einfach selbst beigebracht. Jetzt strahlt das gelbe Licht warm in die blaue Bucht der Spree, ganz ruhig liegt das Floß auf dem Wasser. Nach dem zweiten Saunagang ist auch eine Abkühlung in der Spree nicht mehr zu kalt.
Im Bug des Bootes liegt noch etwas Schnee, als Fischerin Maria Thamm eines der Stellnetze aus der kalten Müggelspee zieht. Mit 5 Jahren fuhr sie das erste Mal mit ihrem Vater raus - heute will Maria die erste hauptberufliche Fischerin Berlins werden. Gemeinsam mit ihrem Vater bewirtschaftet sie schon während ihrer Ausbildung an die 3000 Hektar Wasser. Vom Fang, über die Weiterverarbeitung bis zum Verkauf macht der kleine Familienbetrieb in Rahnsdorf alles selbst.
Das klare, kühle Wasser der Müggelspree plätschert lautlos gegen die kleinen Eiskristalle am Ufer. Die Berliner Großstadt ist um halb zehn Uhr morgens noch nicht richtig erwacht. Eine kleine Gruppe Eisbader:innen zelebriert, wie jeden Sonntag, das Winterschwimmen in der Hauptstadt. Das Winterschwimmen ist für sie fester Bestandteil des Alltags und nicht mehr wegzudenken - für einige schon seit 1985!
„Stadtgrün muss nicht nur schön sein, sondern es sollte auch etwas leisten“, sagt Michael, während er zwischen den Obstbäumen am Spreeacker steht, „wenn nicht zur Nahrungserzeugung, dann wenigstens als Lebensraum für Vögel und Insekten.“ Essbare Landschaft ist das Konzept hinter dem Spreeacker e.V., direkt am Ufer der Spree. Die Vision der Aktiven: Den gesamten Bereich zwischen der Michael- und Schillingbrücke mit essbarer, erfahrbarer und produktiver Landwirtschaft nutzen. Ähnliche Projekte wie den Spreeacker gibt es berlinweit, doch etablieren können sie sich kaum. „Gemeinschaftsgärten werden in Berlin als temporäre Spielereien angesehen“, erzählt Michael, „leider sind sie immer noch nicht Teil eines nachhaltigen Stadtentwicklungskonzepts geworden. Da hängt die Verwaltung einige Jahre hinterher.“ Auch im Winter gibt es viel zu tun – heute wird eine Totholzhecke gebaut, die bald schon das Zuhause von Igel, Maus und Wildbienen sein kann. Das Leben in der Stadt am Leben halten ist die Motivation von Oliver, Gordana und Michael – wer sollte etwas dagegen haben?
1969, direkt nach der Ausbildung, fuhr Martin Schniebert das erste Mal auf der Spree. Seitdem sind die Binnengewässer sein Zuhause. „Früher sind wir europaweit mit unserer MS Marcel unterwegs gewesen“, erzählt Martin während der Plänterwald rechts an seinem Schiff vorbeizieht, „heute fahren wir hauptsächlich Sand und Kies zwischen Sachsen-Anhalt und Berlin.“ Morgens hat er 670t Sand abgeladen – jetzt geht es zurück nach Parey, wo er die nächste Ladung abholt. Auf dem Schiff ist er heutzutage nur noch unter der Woche. „Einen anderen Beruf konnte ich mir nie vorstellen“, sagt er, „in 6 Jahren ist aber spätestens Schluss“. Während Martin in dem Fahrerhäuschen sitzt und das Schiff auf der Spree lenkt, kann man sich die MS Marcel ohne ihn nicht wirklich vorstellen.
„Wir wollen den Fluss wieder in Beziehung bringen mit der Stadt“, meint Tim Edler, „es ist doch schade, dass wir diese Ressource nicht für die Gesellschaft nutzen“. Schwimmen im Spreekanal, vorbei am Berliner Dom und Pergamonmuseum; klingt wie eine Utopie, wird durch das Flussbad zur Realität. Filteranlagen sollen die Spree reinigen, Ufertreppen den Einstieg ermöglichen. „Den Fluss wieder zugänglich machen für alle Menschen; erst ein paar Tage, dann Wochen, Monate und irgendwann das ganze Jahr. Das ist die Idee des Flussbads“, erzählt Charlotte Hopf, Vorsitzende des Vereins Flussbad e.V., während sie auf die Baustelle der ersten Ufertreppe schaut. Die Idee des Projekts kam Tim bereits 1997 – nun scheint sie Realität zu werden.
„Wir können jetzt in die Zukunft schauen, weil wir schon so lange die Vergangenheit beobachten“, sagt Rita Adrian, Lead-Autorin des nächsten IPCC Berichts des Weltklimarates. Seit den 1970er wird die Veränderung des Müggelsees vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei beobachtet. Eine eigens dafür konszipierte Messstation erfasst Daten im Minutentakt. „Es ist faszinierend durch automatisierte Technik Werte liefern zu können, die den Aussagen der Forschenden zugrundeliegen“, erklärt Thomas Hintze, der die Messstation mitentwickelt hat. Einfach nur Wasser ist der Müggelsee für die beiden schon lange nicht mehr - „vielmehr ein guter Freund“, stimmen beide lächelnd zu, während sie Wasserproben aus dem Müggelsee entnehmen.
Klirrend kalt zieht der Wind durch die Oberbaumbrücke, die Spree fließt ganz ruhig in ihrem Flussbett. „Beim Paddeln haben wir entdeckt, wie viele Fahrräder auf dem Grund liegen“, sagt Jan, Besitzer des Floßes Rockfisch, „Da wusste ich sofort: Das ist ein Fall für Spree:publik!“ Spree:publik ist ein Zusammenschluß Berliner Bürger:innen, die sich mit Aktionen für die Demokratisierung des Berliner Wassers einsetzt. „Besonders besorgniserregend sind die E-Räder, da die Batterien giftige Stoffe ins Wasser geben“, erklärt Jan. Eigentlich sollte es Aufgabe der Stadt sein, die Räder zu bergen. Solange diese aber nicht aktiv wird, machen Jan, Joshi, Malte und Max weiter. „Ein bisschen Spaß macht es ja auch“, erklären die vier, „Unterstützung der Stadt brauchen wir aber dringend – es sind einfach zu viele!“
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